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Senioren Magazin Hamburg Ausgabe Oktober 2013

Für eine Welt ohne Kinderlähmung

Das Post-Polio-Syndrom Jahre oder Jahrzehnte nach der Infektion mit dem Polio-Virus kann es wieder zu massiven Beschwerden kommen. Den Betroffenen versagen auf einmal erneut die Beine und sie haben Lähmungen, da ihre Muskelkraft wegen der Poliomyelitis aufgezehrt ist. Dazu gesellen sich Atemnot und Schluckbeschwerden, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen und weitere Symptome. Für eine Welt ohne Kinderlähmung Weltpoliotag in Hamburg klärt über das Post-Polio-Syndrom auf Kinderlähmung? Die ist doch längst vom Tisch. Keineswegs. Weltweit leiden zahlreiche Menschen unter den teils gravierenden Spätfolgen – oftmals ohne es zu wissen. Deshalb soll nun in Hamburg über das Post- Polio-Syndrom aufgeklärt werden. Als 1962 endlich die Schluckimp- fung gegen Kinderlähmung kam, wurde weltweit aufgeatmet. Die Epi- demie konnte gestoppt werden und das Schreckgespenst Polio schien vertrieben. Ein Irrtum, die Erkran- kung war damit längst nicht besiegt. Denn ihre Opfer leiden heute unter dramatischen Spätfolgen, dem soge- nannten Post-Polio-Syndrom, kurz PPS. Die meisten von ihnen sind in- zwischen im Rentenalter und erin- nern sich teilweise gar nicht mehr an ihre Kinderlähmung in den 1940-er oder 1950-er Jahren. Gegenwärtig schätzen Experten die Zahl derer, die an dem Post-Polio-Syn- drom leiden, auf 550.000 bis eine Mil- lion. Die Dunkelziffer ist sehr hoch und es muss von wesentlich mehr PPS-Erkrankungen ausgegangen wer- den, als bisher angenommen wurde. Bessere Versorgung von PPS-Pa- tienten PPS-Patienten haben mit dramatischen Spätfolgen ihrer Erkrankung zu kämp- fen. Doch die Ärzte können ihnen in der Regel nicht sagen, worunter sie lei- den, geschweige denn wirklich wirk- sam helfen. Denn Polio ist schon lange vom Lehrplan der Medizinstudenten gestrichen worden. Schließlich bestand kein Bedarf mehr – vermeintlich. So kommt es, dass »das Wissen über das Post-Polio-Syndrom noch viel zu gering ist«, wie Karola Rengis, erste Vorsitzende des Bundesverbandes Polio Selbsthilfe e.V. in Bielefeld be- klagt. Zudem hätten viele Mediziner »Angst vor hohen Behandlungskosten, die ihr Budget sprengen könnten«. Hier muss sich etwas ändern: »Wir wünschen uns mehr Ärzte, die PPS-Pa- tienten gut versorgen«. Sie beobachtet seit langem in den deutschlandweit verteilten Selbsthilfegruppen, dass PPS-Patienten sich von niedergelasse- nen Ärzten mangelhaft behandelt füh- len. Dr. Karl Christian Knop, Facharzt für Neurologie und Sprecher des neu- romuskulären Zentrums in Hamburg, bestätigt die Befürchtungen und Forde- rungen des Bundesverbandes Polio Selbsthilfe e.V. Der Mediziner appel- liert an seine Kollegen, sich mehr Zeit für mögliche Post-Polio-Patienten und die Untersuchung ihrer Beschwerden zu nehmen. »Für uns als Ärzte ist es wichtig, das Post-Polio-Syndrom ge- wissenhaft zu diagnostizieren«, so Dr. Knop. Er bedient sich dazu der Elek- tromyografie: damit wird die elektri- sche Muskel-Aktivität der Patienten gemessen, um das PPS zweifelsfrei zu diagnostizieren und Fehldiagnosen auszuschließen. Was wichtig ist, denn »mir ist es bereits zweimal passiert, dass Patienten meinten, sie hätten Kin- derlähmung gehabt und würden nun unter dem PPS leiden. Doch die Symp- tome waren nicht mit dem PPS ver- einbar, die Schmerzen hatten andere Ursachen«. Handelt es sich bei einem Patienten tatsächlich um das PPS, ist eine Heilung leider nicht möglich. »Dann gilt es, für den Patienten das richtige Maß zwischen muskulärer Belastung und Schonung zu finden«. MehrAufklärung über die Erkran- kung PPS Jedes Jahr am 28. Oktober ist Weltpo- liotag, auch 2013. Aus diesemAnlass lädt der Bundesverband Polio Selbst- hilfe e.V. am Samstag, den 2. Novem- ber 2013, zu einer zentralen Informa- tionsveranstaltung in Hamburg ein. Unter dem Motto »Für eine Welt ohne Kinderlähmung« informieren Ärzte und Mitglieder der Selbsthilfegrup- pen über die medizinischeVersorgung von Post-Polio-Patienten, die bis heute unter den Spätfolgen der Kinderläh- mung leiden. Dr. Knop wird auch da- bei sein und von seinen Erfahrungen als behandelnder Arzt berichten. Die Veranstaltung wendet sich an Ärzte wie Patienten. Sie findet am 2. November ab 11 Uhr in der Schön- Klinik in Eilbek, Dehnhaide 120, in 22081 Hamburg statt. Weitere Infor- mationen dazu unter www.polio- selbsthilfe.net. Birgit Frohn © SeMa Bilder © Bundesverband Polio Selbsthilfe e.V. 8 1. Vorsitzende Karola Rengis und ihr Ehemann Peter Rengis

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