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SeMa Senioren Magazin Hamburg Ausgabe Februar 2015 - Leser schreiben

Seniorentanzen – Lebensfreude statt Altersangst

In unserer Gesellschaft stört mich das allgemeine Bild des Älterwerdens, die eingebrannten Vorstellungen vom Alter alseinerZeitdesVerfallsundStillstands. Jeder altert, wenn es uns auch nicht ge- fällt, und zum Menschsein gehört nun einmal das sich ständige Entwickeln und Lernen. Je früher ich das begreife, desto verständnisvoller und gelassener gehe ich mit meinem Lebenslauf um. Natürlich, im Rentenalter kann ich nicht überall gleichzeitig sein; aber will ich das? In meinem langen Leben habe ich gelernt, auszuwählen und mich darauf zu konzentrieren, was möchte ich Neu- es lernen, wie will und muss ich mich begrenzen, um mit meinem Dasein zu- frieden zu sein? Keine Generation vor uns hatte diese Auswahl. Ich bin immer wieder begeistert über diesen Luxus! Wir, das sind mein Mann Charly und ich, wollen in unserem „Ruhestand“ endlich einen Teil unserer Zeit mitein- ander verbringen. Nur, was mögen wir beide gern? Mein ewiger Wunsch aber im Leben ständig verdrängt, weil ande- re Dinge unablässig wichtiger erschie- nen, „köchelt“ beharrlich noch im Hin- terkopf. Was meint Charly, wenn wir uns nach Musik bewusster bewegen? Hat er doch in seiner Jugend in einer Jazzband ge- spielt und Leichtathletik betrieben. Ich habe neun Jahre im „Staatlichen Ham- burger Kinderchor“ gesungen und im Polizeisportverein geturnt. Charly in seiner jugendlichen Art meint: „Probie- ren wir doch einfach in der Tanzschule, ob wir Takt und Rhythmus umsetzen können.“ Tanzen – für mich ein Zau- berwort und viele offene Fragen, ohne Antworten darauf zu kennen. Unsere Bekannten ermutigen uns überhaupt nicht: „Ihr seid verrückt, in eurem Al- ter noch mit dem Tanzen zu beginnen!“ Wir erwidern nur: „Kommt doch mit, ein völlig neues Gebiet zu erkunden ist doch interessant – oder? Außerdem, warum sollen wir nicht auch verrückt sein dürfen?“ Das Tanzen entwickelt 24 sich zu einem wahren Studium. In der Tanzschule lernen wir viele Schritt- kombinationen. Im Sportverein üben wir gründlich nach einer Choreografie. Hier erfahren wir, dass die Senioren die tragenden Stützen des Vereins sind. Sie organisieren die Turniere, schmücken die Halle, bedienen die Tanzpaare und Zuschauer mit guten Worten und wun- dervoller Musik - und dies ehrenamt- lich! Wir ertanzen uns das bronzene, silberne und goldene Deutsche Tanz- sportabzeichen - aber, wollen mehr…; daher wechseln wir in den Leistungs- sport zum Standard-Turniertanz. Nun nehmen wir Unterricht bei einem jungen Trainer, der einfühlsam auf uns ältere Senioren eingeht und erst hier gehen uns viele wichtige „Tanzlichter“ auf. Beim Tanzen sind wir eigentlich drei Personen: Das Paar u n d der Trai- ner. Wir sprechen uns ab, vertrauen einander und gehen ehrlich mitein- ander um. Ehrlich deshalb, weil der Trainer unerbittlich seine Erfah- rung und sein Wissen weiter gibt. Daraufhin teilen wir ihm mit, wie wir uns während des Trainierens fühlen. Gar nicht so einfach! Setzt diese Methode doch voraus, dass wir uns intensiv mit unserem Körper und dem Tanztraining auseinandersetzen, dazu benötigen wir sehr viel Übungszeit und endlose Geduld im Miteinander. Tanzen ist nicht nur Sport und Kunst, sondern auch vergnügte Gesellschaft mit gleichgesinnten Menschen. Tanzen gehört in unserem Alter zu der sportli- chen Veränderung, wobei nicht Ruhm, Geld oder irgendein Preis wichtig sind, sondern die Möglichkeit, aufeinander einzugehen und völlig neue Seiten an sich zu entdecken. Das individuelle Ta- lent vermixen wir und so haben wir als Tanzpaar die Chance, gemeinsam schö- ne Stunden zu erleben, die uns erfüllen und den Alltag farbiger gestalten. Unser gemeinsamer Entschluss, dasTanzenauszuprobieren,war der Anfang zu einer entfal- tungsreichen,bereichernden Welt; denn jede getanzte Stunde be- deutet für uns als Seniorenpaar ein Erfolgserlebnis. Nun wissen wir, Schritt für Schritt tanzen, die eige- nen Kräfte nicht überfordern, mit Feinheit und Geist überlisten wir un- sere Körper und schlagen sehr ge- lassen dem Alter um viele Jahre ein Schnippchen – das ist für mich Alters- glück und Lebensfreude pur! Picas- so hat einmal in etwa gewitzelt: Der Mensch braucht sehr lange, um jung zu werden. Na dann…, wir sind dabei! Von unserer Leserin Ilona Krohn, Foto: Carola Bayer  Schreiben auch Sie uns Ihre Geschichten und Gedichte! Seniorentanzen – Lebensfreude statt Altersangst Charly, 77 Jahre & Ilona, 73 Jahre, im Jahre 2013 Leser schreiben

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